Warum das Kind in der Polenta kocht
mit: Gilla Cremer
Regie und Bühne: Nik Günther
Kostüme: Barbara Drosihn
Mitarbeit: Uschi Mierzowski
Inhalt:
„Dies ist das erstaunlichste Buch, das mir in den letzten Jahren begegnet ist. Hier schreibt eine Artistin auf hohem Seil, und ich schaue ihr von unten zu, und mir stockt der Atem“, schrieb Peter Bichsel über den hoch gelobten Roman. Drei Jahre nach seinem Erscheinen nimmt sich Aglaja Veteranyi mit 39 Jahren in Zürich das Leben.
Aus der Sicht des jungen Mädchens erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Familie, die aus dem diktatorischen Rumänien flieht. Die Heimat kennt das Kind „nur vom Riechen“. Mit einem großen Koffer tingeln Vater, Mutter, Tante, Schwester und die junge Erzählerin durch die reichen westeuropäischen Länder. Ständiges Fremd- und Unterwegssein bestimmen sein Leben. Nur der Wohnwagen gewährt der Artistenfamilie ein wenig zuhause: „Ich öffne die Tür vom Wohnwagen so wenig wie möglich, damit das Zuhause nicht verdampft.“ Abend für Abend hängt die Mutter an den eigenen Haaren in der Zirkuskuppel und jongliert mit Feuerfackeln. Abend für Abend steht die Tochter Todesängste aus: „Ich warte den ganzen Tag auf die Nacht: Wenn meine Mutter nicht abstürzt von der Kuppel, essen wir nach der Vorstellung gemeinsam Hühnersuppe.“ Zur Ablenkung und um die Kleine zu beruhigen erzählt die ältere Schwester ihr im Wohnwagen das Märchen vom Kind, das in der Polenta kocht.
Gilla Cremer und ihr Regisseur Nik Günther ziehen uns in die Geschichte des Zirkusmädchens hinein – mit geringen Bühnenmitteln und großer Schauspielkunst. Der Cremer gelingt das kleine Wunder, Theater in unserem Kopf entstehen zu lassen. Ein tragikomischer und berührender Abend.